L 12 - Hintergründe und Fakten
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Worum geht es?
Der Kohlekonzern RWE Power AG will die Landstraße L12 abreißen, um den Tagebau Garzweiler II zu erweitern. Die L12 verbindet die 2021 geretteten Dörfer Keyenberg, Kuckum & Co im Norden, mit dem 2016 geretteten Dorf Holzweiler im Süden. Wenn es die Landstraße nicht mehr gibt, müssen Anwohnende einen 14 km langen Umweg über Erkelenz fahren. Die geplante Ersatzstraße L354n (türkis) wird sich noch über lange Jahre im Bau befinden. Als Alternative bis zur Fertigstellung hat die Stadt Erkelenz eine Ausweichroute (blau) über einen einspurigen Feldweg von Berverath, am Eggerather Hof vorbei nach Holzweiler eingerichtet. Diesen einspurigen Feldweg sollen sich Traktoren, PKWs, Fahrradfahrer*innen und LKWs teilen. Aufgrund der von hochbewachsenen Feldern umgebenen, kurvenreichen Strecke ist die Nutzung aus Sicht von Anwohnenden jedoch lebensgefährlich, vor allem für kleinere Kinder.
Warum will RWE die l12 abreißen?
Ein investigativer Bericht des WDR hatte bereits Anfang des Jahres herausgefunden, dass in dem Abbaugebiet hinter der L12 „nach RWE-Schätzungen gerade einmal 15 bis 20 Millionen Tonnen Braunkohle“ lagern. Der allergrößte Teil des Materials, nämlich 130 bis 140 Millionen Kubikmeter, seien Erdmassen. Diese Erdmassen RWE nutzen will, um der noch bestehenden Verpflichtung zur Verfüllung des östlichen Restloches des Tagebau Garzweiler I nachzukommen. Die Entscheidung, das östliche Restloch durch Erweiterung des Tagebaus nach Westen aufzufüllen, wurde 1987 und 1995 mit der Zulassung des bis heute geltenden „Rahmenbetriebsplans 2001 – 20245“ gefällt. Ob die derzeitige Landesregierung (CDU & Grüne) an den Plänen festhält oder nachhaltigere Alternativen umsetzt, entscheidet sie in der für Herbst angekündigten neuen Leitentscheidung.
Wird die Kohle Hinter der L12 wirklich gebraucht?
Die eher geringen Kohlemengen (15 – 20 Mio. t.) hinter der L12 werden nur dann gebraucht, wenn sich die Bundesregierung 2026 entscheiden sollte, statt wie angekündigt 2030, erst 2033 aus der Kohleverstromung in NRW auszusteigen. Für diese sogenannte Kohlereserve sind in der aktuellen Tagebauplanung vorsorglich 50 Mio. t. mehr eingeplant. 15-20 Mio. t. dieser zusätzlichen Kohlemenge sollen aus dem Bereich hinter der L12 gewonnen werden. Ob es aus energiewirtschaftlicher Sicht zur Nutzung der Kohlereseve kommen wird, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen. Unfraglich ist jedoch, dass die Kohle hinter der L12 in keinem Fall vor benötigt wird. Insofern besteht aktuell keine Notwendigkeit zur Zerstörung der Straße.
Welche Alternativen zur Abraumgewinnung gibt es?
Im Kern will RWE die L12 abreißen, um den dahinterliegenden Abraum (130 – 140 Mio. Kubikmeter) zur Verfüllung des Tagebau Garzweiler I zu nutzen. Das mag für den Kohlekonzern zwar der kostengünstigste Weg sein, jedoch bestehen ökologisch hochwertigere und sozialverträglichere Alternativen. Ein von der Landesregierung NRW im Zuge des RWE-Deals in Auftrag gegebenens Gutachten der ahu GmbH schlägt vor, „eine ‚Arche Noah‘ zur Erhaltung bedrohter Offenlandarten zu bauen.“ Dazu müsse „im östlichen Restloch die Verfüllung um im Mittel ca. 29 m verringert“ werden. So würde laut Gutachten der Abraumbedarf um 200 Mio. Kubikmeter verringert und 100 Hektar wertvolles Ackerland erhalten werden. Folglich gäbe es keinen Bedarf mehr für den Abraum hinter der L12, sodass die Landstraße erhalten bleiben könnte.